Reale Utopien

Die Serie „Reale Utopien" zeigt Welten, aus denen der Mensch verschwunden ist und die Natur vom Menschen geschaffene Räume zurückerobert. Es ist nicht ersichtlich, ob die dargestellten Orte von den Menschen freiwillig verlassen wurden, oder ob es ein Ereignis, gar eine Katastrophe gab, die die Menschheit ausgelöscht hat.

Orte werden durch menschengemachte Geschichte und Bedeutungsebenen, die ihnen der Mensch verleiht, aufgeladen. Von Menschen errichtete und genutzte und kulturell identitätsstiftende Orte wie Kirchen, Erholungsgebiete oder private Wohnräume verlieren ohne den Menschen ihren Ursprung, ihre Bedeutung und damit ihre Identität und erfahren durch ihre neuen Bewohner - Tiere und Pflanzen - einen Bedeutungswandel.

Die Inspirationsquelle der Werkreihe „Reale Utopien" sind dystopische Texte wie Aldous Huxleys „Schöne neue Welt", George Orwells „1984", Daphne du Mauriers Novelle „Die Vögel" oder Michel Houellebecqs „Die Möglichkeit einer Insel". „Reale Utopien" zeigt jedoch eine Zeit, als alle Versuche gesellschaftlicher Entwürfe bereits Geschichte sind. Der Mensch existiert nicht mehr. In den Bildern tauche nur noch fragmentarisch Verweise untergegangener Zivilisationen auf: ein Autowrack im Wald, Möbelstücke in einer Wüstenlandschaft oder der rissige Asphalt einer überwucherten Straße, auf der nun Wild äst. Verlassene Behausungen und zurückgelassene Gegenstände, die in ihrer Umgebung fremd wirken, erzählen ihre eigenen Geschichten, von dem, was war und von ihrem neuen Ist-Zustand. Das Ende bleibt offen.

Im Ausstellungsraum wird das Thema der Überwucherung und der Inbesitznahme menschlicher Räume durch die Natur durch installative Eingriffe in die Realität überführt. Aus den Wänden und aus dem Boden wachsen Blattranken und Kletterpflanzen aus Papier und Farbe, die auf den ersten Blick täuschend echt wirken.

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